→ Laurins Lieder – Papageien-Poesie

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Konrad Singer
Laurins Lieder – Papageien-Poesie
ISBN 978-3-943446-50-0,
80 Seiten, Preis: € 12.-

Papageien haben, da sie die Fähigkeit besitzen, die Sprache der Menschen nachzuahmen, seit Jahrhunderten einen Platz in der Literatur. Konrad Singer zeichnet die Bedeutung der sprachbegabten Vögeln in der Dichtung nach und lässt in seiner eigenen Lyrik zwei Graupapageien zu Wort kommen. Sie erweisen sich als gewitzte Beobachter der Gegenwart, erzählen von ihren Flügen durch Europa und blicken zurück auf ihre Verschleppung aus Afrika. Seine Papageien sind nicht nur vertraute Begleiter, sondern halten dem Leser oft einen Spiegel vor.

Leseprobe:

DER PHILOSOPHISCHE PAPAGEI IM DEZEMBER

Mein Papagei starb nicht am Zips …
Vor Sylvester hör ich´s pfeifen.
Laura fliegt her nah zum Greifen,
zupft am Ohr und flüstert leise:
Du bist zwar klug, doch ich bin weise.

Laura kreischt voll‘ Übermut:
„Freier Flug tut allen gut!“
Bester Laune nach den Festen,
gibt sie freches Zeug zum Besten:
„Warum in Familien dösen, Staat, Nationen –
nicht in Schwärmen, die sich mischen, wieder lösen?
Habt ihr mal den nächsten Krach,
knackt ´ne Nuss und gebt dann nach!
Nur wer heimlich Bomben sammelt,
einzig wahre Lehren stammelt,
will nichts hören, was ihn stört –
wird für Kriege leicht bekehrt.

Halt den Schnabel, Quatschkopp, alter!“
schimpft mich Laura, ihren Halter.
Kommt die erste Nuss geflogen,
hab den Kopf kurz eingezogen,
greif sie mir und werf zurück.
Laura fängt sie, schräger Blick –

Fliegt auf ihren Kletterbaum,
knabbert, wispert wie im Traum:
„Wer von oben was verspricht,
denke nach und glaub ihm nicht!
Schaurig war das alte Jahr –
bald wird’s besser, hell und klar.“

GEFLÜGELTER ZEITGEIST

Laurin plappert alles nach.
Was der Zeitgeist ihm vorgibt,
Wiederholt er wie im Flug:
Fremde Wörter ungesiebt.
Aktienkurse lernt er täglich,
Leistung ruft er von ganz oben.
Luft und Wasser, Brot und Boden?
Ist sein Napf voll, wird er’s loben.

Laurin ruft jetzt oft nach Heimat,
Sicherheit und Polizei.
Jeder Vogel kämpft alleine,
Fremde sind ihm einerlei.
Papagei im goldnen Käfig:
Freiheit bleibt sein schwerstes Wort.
Klebewelt in Wohlstandswatte –
Biedermeiers Heimatort.