→ Gewesenes Land

Gewesenes Land

Gewesenes Land

Hundert Jahre Siebenbürgen
Roman


Reni Kappenstein


ISBN 978-3-943446-80-7

Preis: € 16,- D/A/CH
148 Seiten
Softcover


Inhaltsangabe
Luise, eine unstete und unkonventionelle Frau, erbt einen alten Hof in einem Dorf Siebenbürgens.
Ahnungslos kommt sie dort an und findet ein Haus vor, das voll ist mit den Hinterlassenschaften der Vorbesitzerin, die schon vor Jahrzehnten ausgewandert ist.
Dieses Erbe erzählt ihr eine subjektive Geschichte Rumäniens und Siebenbürgens – und gleichzeitig auch die immer verschwiegene Geschichte ihrer eigenen Familie.

Textprobe:
Schnee fällt und bleibt liegen. Schon vor Wochen hat der Winter Einzug gehalten. Irgendwann einmal, es fühlt sich so an, als sei es in einem früheren Leben gewesen, hatte ich geplant, drei oder vier Tage hierher zu kommen und dieses Haus in Augenschein zu nehmen. Doch schon beim Öffnen der Tür hatte ich geahnt, dass ich mit diesen paar Tagen dir und dem Haus nicht gerecht werden würde. Und mir auch nicht.
In deinem alten, in meinem neuen Haus: die Generationen meiner Vorfahren und gleichzeitig die Geschichte der letzten Generationen einer jahrhundertealten Volksgruppe in einem abgehängten Land.
Den rechten Augenblick für die Abreise habe ich verpasst, immer wieder. Früher, als mein unruhiger Geist sich häufig seinem Bedürfnis nach Mobilität hingab, war ich der Meinung, es gebe im Grunde nur zwei Arten von Leuten: solche, die zuhause bleiben, und solche, die das nicht tun. Insgeheim habe ich die Angehörigen der ersten Gruppe immer ein wenig spöttisch beäugt – und laufe nun Gefahr, selber eine davon zu werden. Aus den paar Tagen, die mein Aufenthalt dauern sollte, sind inzwischen mehr als sechs Monate geworden. Vorgestern hat das Neue Jahr begonnen. Eine Gruppe junger Männer ist in der Silvesternacht durch das Dorf gezogen, einer von ihnen als Ziege verkleidet. Sie sind von Tür zu Tür gegangen, haben einen Spruch aufgesagt und den Bewohnern ein glückliches Jahr gewünscht. Im Gegenzug haben sie sich mit Geld und Schnaps beschenken lassen. Ich habe ihnen reichlich ausgeschenkt, zu dankbar bin ich für das, was ich in den vergangenen Monaten hier erleben durfte.